Natürlich lässt sich Diederike im Futterhaus finden; da erkenne ich die alte Markierung zunächst kaum - erst später kann ich die letzten blassen Reste der einst himmelblauen Farbe der stillen Igelin zuordnen. Mittlerweile zwei Jahre alt; mit einem recht komfortablen Gewicht von 840 Gramm. Was fehlt ihr? Ich finde eine offene Wunde hinter dem Ohr (Weshalb haben die verletzten Igel alle eine Wunde hinter dem Ohr?), die aber glücklicherweise erst wenig infiziert ist. Da hilft Antibiotika schnell und gut. Das Dilemma sehe ich später: Der hintere Teil von Diederikes Körpers scheint offensichtlich gelähmt zu sein.
Die Stacheln des Hinterkörpers liegen an, während die des Vorderkörpers ständig aufstehen.
Das linke Hinterbein bleibt angewinkelt unter dem Bauch; mit dem rechten Hinterbein schleppt sich die Igelin nur mühsam vorwärts.
Sie macht unter sich, aber immerhin macht sie!
Der Tierarzt untersucht Diederike gründlich, aber es lässt sich keine Ursache ausmachen. Sie wird geröntgt, um einen Beckenbruch ausschließen zu können.
Kokzidien können eine Lähmung verursachen, aber die Kotprobe bleibt negativ.
Ungewöhnlich wenig Innenparasiten lassen sich bei ihr nachweisen, dennoch nimmt sie immer wieder ab, obwohl sie ihre Ration gerade eben so frisst, meist erst spät in der Nacht.
Wir spritzen in regelmäßigen Abständen Vitamin B-Komplex und Vitamin 12 - ohne Ergebnis.
Nach einigen Wochen nimmt sie endlich konstant zu, verträgt jedoch die Vitaminspritzen nicht mehr... *seufz*
Wie schon als Igelkind ist Diederike äußerst still, baut sich kein Nest, liegt stets im Schlafhäuschen. Das Personal hat nur sehr wenig Arbeit mit ihr - die halbe Box bleibt sauber, sogar unbenutzt.
Ein Igel, der seine Stacheln nicht aufstellen kann, ist "draußen" nicht überlebensfähig.
Nach intensiver Beratung zieht Diederike um ins Igeldorf, in der Hoffnung, dass es ihr nach dem Winterschlaf besser gehen wird.
Auch Diederike ist ein Kind von Amelie - vielleicht trägt sie ein schweres Erbe....
|
Diederike |