Dienstag, 24. Dezember 2019

(K)eine Weihnachtsgeschichte

Mehr als zwei Jahre ist es nun her, dass (wieder einmal) ein verwilderter Hauskater in Igelanien eintraf. Da, wo Igel gefüttert werden, suchen auch Katzen in Not nach einer Möglichkeit, ein wenig Futter zu erhaschen - und umgekehrt.
Extrem scheu ist der Kater. Sobald ich am Fenster erscheine, flüchtet er aus dem Garten.
Sehr viel später komme ich zu der Ansicht, dass er bei einer Tierschutzaktion gefangen und kastriert worden sein muss. Die kastrierten Tiere werden nach der OP wieder dort ausgesetzt, wo man sie gefangen hat.
Um das schlimme Elend der verwilderten Hauskatzen einzudämmen, finden regelmäßig solche Fangaktionen statt.
Für diesen Kater scheint die OP eine traumatische Erfahrung gewesen zu sein.
Es dauert einen Sommer, bis er meine Gegenwart erträgt, und einen Herbst, bis er Zutrauen fasst und sich berühren lässt.
Im folgenden Winter dann beginnt der Kater, auf mich zu warten. Ruft nach mir, traut sich unter den Balkon. Rennt mir entgegen, läuft mir nach.
Entpuppt sich als Kampf-Schmuser. ;-)
Irgendwann muss er einen Namen erhalten, denke ich. Und nenne ihn Moggy.

Ich sehe ihn humpeln, höre ihn husten. Sehe eine entzündete Wunde am Ohr.
Er braucht Hilfe, und so organisiere ich eine Lebendfalle vom Tierschutz.
Aber Moggy ist übervorsichtig. Nicht mal mit Hühnchenfleisch lässt er sich überlisten; hat kein Vertrauen.
Drei Fangversuche gehen schief.

Obwohl der Winter mild verläuft, hat der Kater enormen Stress draußen. Oft höre ich ihn rufen, fast täglich gibt es Auseinandersetzungen mit anderen Katern.
Inzwischen bleibt er immer länger auf dem Grundstück, sucht sich hier Verstecke. 
Wenn ich rausgehe, um ihm eine Schmuseeinheit zu schenken, schubst er mich fast um, so stürmisch schmust er mit mir.
Und schnurrt ganz laut. Und dauert mich unendlich.
Mittlerweile habe auch ich Stress mit dem Kater. Stehe zeitig auf, weil ich weiß, er wartet vor'm Balkon.
Am Balkongitter lernt er Filou kennen, und sie sind beide sehr neugierig auf den anderen.
Ich plane möglichst so, dass ich Gelegenheit habe, abends etwas Zeit mit ihm verbringen zu können,
denn für die nächste Fangaktion muss er wieder Vertrauen fassen.

Ich frage ihn, ob er nicht lieber reinkommen möchte - ins Warme.
Immer Futter, immer Wärme, immer Schmusen. Ihr wisst schon. ;-)
Ich weiß nicht, ob er mir zugehört hat, aber im Februar zieht er ganz plötzlich und tatsächlich bei mir ein!
Läuft in die Wohnung, setzt sich ins Fensterbrett und bleibt dort zwanzig Stunden sitzen.
Voller Angst, aber konsequent.
Dann traut er sich auf Erkundungstour. Raus will er nicht mehr. Nie mehr.
Er lebt nun seit Februar drinnen in der Wohnung und genießt die Wärme in vollen Zügen.
Es vergeht kein Tag, an dem er nicht auf der Heizung liegt.


Nach und nach taut er auf und gewöhnt sich ein.
Wird zunehmend eifersüchtig auf Kater Filou. :-(
Sitzt jeden Tag am Fenster und beobachtet draußen alles genau, so als würde er sich täglich bewusst machen, welchem Martyrium er entkommen ist.
Nach wie vor ist er sehr ängstlich und schreckhaft, aber er geniesst seine Schmuseeinheiten laut schnurrend. Fordert sie ein!

Auch wenn sich die beiden Kater nur langsam aneinander gewöhnen, ist es auch für Filou eine Abwechslung im Leben. Er ist viel aktiver inzwischen.
Und nun erlebt Moggy sein erstes Weihnachten drin im Warmen.  ;-)



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