Mittwoch, 29. November 2017

Lino

Die letzten Blüten der Glockenrebe
Zum ersten Mal wird es frostig in Igelanien; bei minus 3 Grad Celsius sehe ich im Mondschein einen Igel über die Wiese laufen - nachts halb eins. Hm...

Für den kleinen Lino wäre diese Frostnacht vermutlich seine letzte gewesen; und ich bin mehr als froh, dass er drin im Warmen ist.
Aber ist er lebensfähig? Werde ich ihm überhaupt helfen können?
Die tierärztlichen Behandlungen schlagen zunächst gut an; der Durchfall ist weg; der Husten lockert sich. Lino frisst; leidlich. Ohne großen Appetit. Aber immerhin nimmt er zu.
Auch ihn quälen Krämpfe; er wimmert und stöhnt zum Herzerbarmen. Armes Kerlchen!
Ab und an liegt er tatsächlich entspannt vor seinem Schlafhäuschen; aber aktiv ist er nicht...

Der kleine Lino ;-)







Montag, 27. November 2017

360 Gramm

Lotta macht mir Sorgen -  der Husten bleibt weiterhin sehr stark und schüttelt das kleine Igelmädchen heftig. Dabei ist die quirlige Igelin längst behandelt; bekommt Bisolvon und Inhalat. Und unmittelbar nach der Antibiotikum-Therapie überrascht sie mich erneut mit schlimmstem, grünem Durchfall. *seufz*
Also noch einmal von vorn....
Immerhin kehrt ihr Appetit zurück und sie schlingt in sich hinein, was nur geht. ;-)
Für Beschäftigungsmaterial interessiert sie sich nicht eine Sekunde, aber kaum stelle ich Futter hin....*g*
Ich überlege, ob ich Lennys Box in den Keller zurück bringe oder vorsichtshalber noch stehen lasse.
Denn seit Tagen frisst Lana schlecht - das Igelmädchen draußen, das im Laubhaufen wohnt. Inzwischen scheint es das Revier auf einen der nächsten Gärten ausgedehnt zu haben.
Ich beschließe, Lana bei passender Gelegenheit zu wiegen...
Kennt Ihr das - 14:30 Uhr ist die Welt noch in Ordnung, und eine Minute später.....
Der Nachbar findet einen kleinen Igel am Zaun; am Fuße eines Fliederstrauches und nur notdürftig in wenig Laub versteckt. Dort kann er nicht bleiben, und ich werde um Rat gefragt.
Das Tierchen ist viel zu klein; das Nest völlig ungeeignet, um Schutz oder gar Wärme zu spenden.
Der Igel ist sehr apathisch; fast in einem tranceähnlichen Zustand. Bereitet sich das Kerlchen auf den Winterschlaf vor? Viele Stunden dauert das Herunterfahren der Körperfunktionen, und für dieses Igelchen würde es den Tod bedeuten. Denn es wiegt so wenig, dass es keine Reserven für das Aufwachen hätte.
Oder ist es bereits so geschwächt, dass es zu Ende geht?
360 Gramm nur! Es dauert Stunden, bis das Igelkind wieder normal atmet und reagiert.
Warm und weich eingekuschelt liegt es in der Box im Flur. Ob ich es retten kann, weiß ich noch nicht.....



Freitag, 24. November 2017

Der niedlichste Lenny der Welt

Für einen Tag klettern die Temperaturen auf milde 14 Grad Celsius - der ideale Umzugstermin für Moppel Lenny! Mit einiger Mühe baue ich ein Winterquartier für den Stacheljungen; mit geschützten Ecken und überdachten Flächen. Das sieht nicht besonders schön aus, ist aber funktionell.
Igel wählen für den Winterschlaf verborgene Ecken, abseits von der Wetterseite; am liebsten mit viel Strauchwerk drumherum. So versteckt und geschützt wie irgend möglich.
Das kann ich leider nicht bieten. Ob sich das perspektivisch ändern ließe? Hm...
Ich stelle mir das ideale Winterquartier vor und dass ich es so gern hätte.... *seufz*
Ich vermute, dass die Pfleglinge tatsächlich Stress damit haben, in der Gefangenschaft nicht ihren Instinkten nachgehen zu können. Also versuche ich, die Winterquartiere so gut es geht ihren Bedürfnissen anzupassen. Vor den Eingang des Hauses lehne ich ein großes Brett, das schützt und macht einen dunklen Gang - so mögen es die Stachelritter. Das Haus steht mit der Rückseite gen Westen; natürlich in einer Ecke.
Der niedlichstebLenny der Welt ;-)

Ein wenig tut es mir leid, Lenny umziehen zu lassen, denn er genießt die Wärme so sehr!
Ich habe so viel Freude daran, ihn entspannt auf den Blättern liegen zu sehen, die ich ihm allabendlich in die Box lege. Mal einen Zweig Thymian; Petersilie oder Dill dazu.

Ich bastele einen maßgeschneiderten Schlafkarton; groß genug, damit sich Lenny eindrehen kann zum Schlafen. Stopfe ihn bis zum Rand voll mit zerknülltem Papier und Küchenkrepp, nachdem ich Lenny mitsamt seinem bisherigen Nestmaterial umgebettet habe. Denn das ist fast so sauber wie am ersten Tag - phänomenal für einen Igel!
Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob er nur besonders friedlich ist oder doch eher unnatürlich apathisch...
Sein neues Quartier erkundet er jedenfalls schnell und intensiv; schleppt fleißig Laub ins Haus.
Ich lausche ins Dunkel - nein; kein Kratzen an den Zäunen. Will Lenny nicht raus? Nimmt er auch den Umzug als gegeben hin? Ungewöhnlich...

Am nächsten Morgen staune ich nicht schlecht: in einer hohen Laubschicht liegt Lenny entspannt - nicht etwa zusammengerollt - mitten auf dem Futternapf - vor seinem Schlafnest!
Ich rufe seinen Namen - keine Reaktion. Ich erschrecke. Stubse ihn vorsichtig an. Da rollt er sich zusammen, grummelt hörbar.
Weshalb schläft er nicht im Nest? Dort ist es doch viel wärmer!
Am dritten Tag lege ich ihn in sein kuscheliges Schlafnest und erkläre ihm, dass er fortan dort schlafen soll.
Macht er glatt - eben der niedlichste Lenny der Welt! ;-)






Sonntag, 19. November 2017

Lotta

Ganze 284 Gramm wiegt das kleine Igelchen, das ich hustend unter meinem Fenster finde.
Viel zu wenig für Mitte November. Der Zwerg!
Ein Mädchen; mit schönen dunklen Stacheln.
Ein Geschwisterchen von Lenny und Lana?
Sehr wahrscheinlich, und allein aus der Differenz der Körpergewichte resultiert die Notlage, in der sich das Tierchen befindet.
Ganz spontan fällt mir der Name Lotta ein; und auch Lotta muss sich das Flohspray gefallen lassen. ;-)
Wenn sie hustet - und das tut sie viel zu oft - erschrecke ich. So heftig ist es selten bei Igeln.
Bisolvon - Pulver, Pulmotin-Inhalation.
Sie frisst, aber nur wenig.
Zum Tierarzttermin wiegt sie nur noch 270 Gramm, verfällt zusehends.
Als wir die Transportbox öffnen, stinkt uns hellgrüner, schleimiger Kot mit viel Blut entgegen.
Ein einziges Häufchen Unglück kauert da ängstlich; und es dauert mich sehr.
Sie bekommt reichlich Infusionen; Antibiotikum.
Das rettet ihr wohl das Leben.....
Völlig erschöpft: Lotta in der Transportbox





Samstag, 18. November 2017

Geschwister?

Ja, ja - Ihr denkt doch bestimmt: Alles gelaufen dieses Jahr - Lenny geht brav in den Winterschlaf und das war's.
Ha! Von wegen! ;-)
Urplötzlich beginnt der niedlichste Lenny der Welt ganz heftig zu husten; da sind wohl weitere Lungenwürmer herangewachsen. :-(
Also neue Medizin; glücklicherweise schlingt der Igeljunge ja alles Futter herunter, was er bekommen kann.
Bald steht sein Umzug an ins Winterquartier - nix mehr mit DOLCE FARNIENTE! ;-)
Moppel-Lenny ;-)

Seine (vermutliche) Schwester Lana indessen wohnt weiter im Laubhaufen; nimmt bisher richtig gut zu: 100 Gramm pro Woche. So soll es sein! 560 Gramm wiegt sie nun, ein guter Beweis dafür, dass Zufütterung eine sinnvolle Hilfe darstellt.
Ich lege ganz vorsichtig eine alte Plane oben auf das Laub; schiebe ein Brett zwischen Zaun und Laub, um das Nest wärmer und vor allem regensicherer zu machen.
Hoffe, dass ich Lana mit den Änderungen nicht störe oder gar vertreibe.
Dabei stelle ich fest, dass es selbst in Igelanien viel zu wenige Unterschlupfmöglichkeiten gibt. Da muss sich nächstes Jahr unbedingt etwas ändern...
Lanas Hinterlassenschaften der letzten Tage betrachte ich zunehmend mit gemischten Gefühlen....
Aber ihre sind immer noch besser als die Zwergenspuren, die ich finde - die sind tatsächlich schlimm!
Ein Igelchen in Not, und es fehlt bisher jede Spur von ihm.
Da bringt jede weitere kühle Nacht mit null Grad eine zusätzliche Schwächung des Immunsystems.
Dann hustet es im Dunkeln, direkt unter meinem Fenster.
Ich schaue nach.......




Donnerstag, 16. November 2017

Arche Noah

Dies ist der 750. Post- wer hätte es je gedacht?
Wo ich doch eigentlich gar nicht mehr aktiv bin in der Igelpflege..... ;-)
Der erste Frost überrascht Igelanien; die Zahl der Tiere, die nach Futter und Wasser suchen, steigt weiter an-  Nebelkrähen, Elstern, Saatkrähen; Spatzen, Meisen; Spechte....
Gastkater Franz holt sich sein Leckerchen; der dunkle Streuner-Kater auch. Da fliegen ab und an die Fetzen... :-(

Von den Igeln bleiben noch drei; der kleinere der beiden Jungs wohnt weiter im großen Haus; Lana ist im Laubhaufen am Zaun heimisch geworden; und nach wie vor finde ich Zwergenspuren; die inzwischen so gar nicht mehr gesund aussehen.   
Wie in einer Arche versammeln sie sich; und ich bemerke: Noah war ein schwer beschäftigter Mann. ;-)
Die neuesten Meldungen sind erschreckend:
76 Prozent weniger Insekten seit 1989! 
In der Folge gibt es dramatische Verluste bei den Vögeln; mit dem Insektenfresser Igel beschäftigt man sich gar nicht.
Dabei trifft der Insektenmangel den Igel bereits seit Jahren hart; denn seine Hauptnahrung, die Laufkäfer, findet er kaum noch, es sind fast alle Arten ausgestorben. Notgedrungen weicht er auf die todbringenden Regenwürmer und Schnecken aus.
Kein Igel, der nicht hustet und so sein Versteck preis gibt, in dem er verborgen liegt.
Dass dem Igel die Lunge von Parasiten zerfressen wird, blenden die meisten Menschen aus. Wahrheiten sind so unbequem....
Und wo es keine "Archen" gibt, wird es wohl in Zukunft weder Insekten, Vögel noch Igel geben; die Folgen sind uns noch gar nicht wirklich bewusst....

Der Grünspecht ;-)




Sonntag, 12. November 2017

Hotel Mama

Ungewöhnlich mild ist der Herbst bisher; noch keine einzige Nacht gibt es Frost. Wohl zeigt sich das Wetter meist grau in grau und es regnet viel. Doch ab und an zaubert ein Sonnenstrahl ein letztes buntes Leuchten in die Bäume;  macht den Novemberhimmel melancholisch.

Lenny nimmt inzwischen gut und kontinuierlich zu; die 500-Gramm-Marke ist geknackt. ;-)
Seine Behandlungen sind nun abgeschlossen; der Husten dank Bisolvon und Pulmotin so gut wie weg.
Die Krämpfe hat er leider immer noch; und leider häufig.
Ich rätsele wie eh und je, woher diese Krämpfe bei den Igeln stammen könnten. Sind die Darmparasiten die Verursacher? Die sind aber nun vernichtet - weshalb trotzdem die Schmerzen? Bleibt der Darm etwa geschädigt? Dabei ist Gewebe doch  auch regenerationsfähig....
Kommt es vom Futter? Igel haben einen deutlich kürzeren Darm als andere Tiere; die Verdauung verläuft zügig - Ihr kennt das! *g*
Ausgelegt auf Käfer, nicht auf Katzenfutter.
Was passiert da in dem kleinen Darm, das den Igel vor Schmerzen keuchen lässt?
Ich gebe Lenny jeden Abend frischen Fencheltee, mit der Hoffnung, dass der seine Schmerzen lindern möge.
Er muss damit klar kommen; in Freiheit wird es weder Buscopan noch Fencheltee geben.....
Insgesamt kann der niedlichste Lenny der Welt erfreulich gut mit der Gefangenschaft umgehen; er ist viel entspannt, liegt draußen in der Box, gern auch auf dem Laub, das ich ihm zur Beschäftigung gebe. (Und auf das er immer draufpullert. *g)
Er genießt ganz definitiv Futter und Wärme. ;-)

 Langsam, ganz langsam wird es Zeit, an das Winterquartier zu denken....

Das große Haus unter dem Haselnuss-Strauch ist sofort bewohnt, nachdem ich einfach Bretter schräg angestellt habe - das gibt einen höhlenartigen, dunklen Eingangsbereich und weckt Igels Interesse.;-)

Die Schweinerei im Haus ist riesig, da möchte ich doch mal wissen, wer sich da häuslich niedergelassen hat. Vorsichtig riskiere ich einen Blick - und siehe da: ZWEI große Igel liegen aneinandergekuschelt im schmutzigen Nest. *g*
Igelkinder würde ich nicht stören wollen, aber die Beiden schaue ich mir vorsichtshalber an.
Als Profi-Personal hab ich Waage, Flohspray und Farbe dabei - Ihr wisst schon: Das sensationelle Himmelsblau!
Der erste Stacheljunge wiegt 782 Gramm, bekommt einen Sprüh Jacutin ab, einen Klecks Farbe auf die Stacheln und darf in ein neues maßgeschneidertes Schlafhaus.
Der zweite Stacheljunge wiegt 1015 Gramm und erhält die gleiche Behandlung. Ich schiebe ihn ebenfalls in das neue  Haus (das ist bereits dicht mit zerknülltem Zeitungspapier gefüllt) und hebe es  ins saubergemachte Igelhaus hinein. Beide Igel machen ein guten Eindruck; rund, Knopfaugen, kaum Parasiten. Hm.
Hotel Mama steht wohl weiterhin und sehr bequem zur Verfügung, aber vielleicht ist die unliebsame Prozedur ja ein Zeichen, sich endlich ein eigenes Winterschlafnest zu suchen?! ;-)
Mit diesem Gewicht sollten die Herren längst schlafen!
Es ist wie in jedem Herbst: Zuerst - teils schon Anfang Oktober - gehen die großen Igelmännchen in den Winterschlaf. Dann folgen die Weibchen, dann die Kranken. Und zum Schluss erst die Kinder. Bis in den Dezember hinein streifen sie umher, wenn das Wetter nicht winterlich wird.
Damit die beiden Igelkinder, die in Igelanien nach Futter suchen, auch wirklich satt werden können neben den gefräßigen Stacheljungs, versorge ich mittlerweile fünf Futterstellen.
Eine spaßige Angelegenheit bei Regen und Wind. ;-)
Ein Kleines wohnt nun im Laubhaufen direkt neben dem umgedrehten Baueimer, unter den ich immer Futter stelle. Es ist ein Mädchen; knapp 500 Gramm; fit und rund. Ich nenne es Lana; und solange es keinen Frost gibt, hat Lana ideale Bedingungen im Laubhaufen.
Zur Fütterungszeit gegen 16 Uhr treffe ich sie ab und an schon an; und ich bin immer heilfroh, dass sie das erste Futter noch mit Zimmertemperatur fressen kann.






Sonntag, 5. November 2017

November

Die Kraniche fliegen in großen Staffeln gen Süden; ihre wunderschönen Rufe hallen weithin und verkünden das Ende des Herbstes.





Die Sonne steht tief und schenkt uns dieses melancholische, weiche Licht. Die Nächte kühlen deutlich ab, aber bisher ist Frost nicht in Sicht. Glück für alle Igelkinder, die hungrig durch die Gärten streifen. Und das sind in Igelanien mindestens zwei.
Sicher bin ich mir nicht; denn ich finde Zwergenspuren, die auf einen Winzling deuten....
Die beiden Kinder jedenfalls wohnen direkt hinter'm Zaun - ein vergessener ausgedienter Stuhl, ein alter Sonnenschirm, allerlei Gerümpel; hinter der Laube abgestellt und dicht mit Laub bedeckt - das ist Igels Paradies. Hier fühlen sie sich wohl; finden gute, geschützte Versteckmöglichkeiten.

Noch passen die Beiden durch den Zaun hindurch, aber nicht mehr lange.
Ich versuche,  sie nach Igelanien zu locken. Sie kommen eh hierhin, um von Katers Futter zu naschen. Unmittelbar daneben biete ich igelgerechtes Futter unter einem angestellten Baukübel an; und es wird jeden Tag alle...
Der niedlichste Lenny der Welt.;-)

Lenny knackt inzwischen die 400-Gramm-Marke; ein langer Weg!
Er hustet zunehmend, bekommt Durchfall. Da ist die nächste Generation an Innenparasiten herangewachsen und peinigt den niedlichen Stacheljungen. Ein weiterer Tierarzttermin steht an.
Verwundert bin ich, dass sich Lenny niemals kratzt - kenne ich bisher gar nicht.
Und eine helle Freude ist es, ihm einen Hähnchenflügel hinzulegen und sein genüssliches Schmatzen zu hören. ;-)
Lenny hat leider Krämpfe....

Noch bissl am Nest bauen....



Nö, mir passiert nix, ich kann mal zuschauen, was sie macht... ;-)


Lenny's Welt: Hähnchenflügel!!!!
Satt und zufrieden! ;-)