Montag, 23. Juni 2014

Ballon - Igel

Hallo, Ihr Lieben! ;-)
Die längsten Tage des Jahres stehen an; die sommerlich warmen Temperaturen lassen aber ebenso auf sich warten wie die milden Nächte. Böiger Wind trocknet die ohnehin arg trockenen Böden weiter aus.
Und kaum bin ich wieder zu Hause, sind meine Dienste als Pflegepersonal umgehend gefragt.
Durch Zufall entdecke ich in der Dämmerung des Abends Alonso und erschrecke heftig. Sein Körper ist enorm aufgedunsen...
Bisher hatte ich nur davon gelesen, dass eine Infektion durch eine Wunde ein Unterhautemphysem verursachen kann - eine Ansammlung von Luft oder Gas direkt unter der Haut.
Die Fachleute nennen es "Ballon-Igel".
Ich sehe ihn fressen und kämpfen und bin zunächst etwas erleichtert...
Natürlich braucht Alonso dringend ärztliche Hilfe.  Eine Unterbringung im Igeldorf scheidet aus, denn mit seinem Umfang passt der Igel in kein Igelhaus hinein. Also hole ich eine Box aus dem Keller, bastele einen extragroßen Schlafkarton.
Die Abnahme erfolgt wieder durch Filou, der schneller in die Box springt als ich schauen kann. *gg*  

Ich bereite alles vor und beziehe Beobachtungsposten am Fenster.
Es dauert nicht lange, bis ich Alonso aufgreifen kann. Bei der Berührung knistert es unheimlich; und der Igel kommt mir sehr leicht vor. Fast 400 Gramm hat er seit unserer letzten Begegnung vor wenigen Wochen abgenommen - beunruhigend.
Die vordere Hälfte seines Körpers ist ballonartig aufgebläht, die hintere Hälfte ist normal - und wimmelt von Flöhen. Ich sprühe den hinteren Teil ein, denn ich möchte den Patienten nur so kurz wie nötig stressen. Auf einen ersten Klecks Futter tröpfele ich Schmerzmittel...
Als ich Alonso beim Tierarzt vorsichtig aus der Transportbox hebe, entdecke ich mehrere Blutflecken auf dem Küchenkrepp. :-(
Wir finden eine blutende, nur leicht infizierte Wunde mittig unter seinem Kiefer, die aber nicht für das Emphysem verantwortlich sein kann. Es muss noch eine andere Wunde geben. Offensichtlich hat Alonso starke Schmerzen, möchte uns nicht an sich heranlassen.
Dort  - hinter dem linken Ohr! Selbst das Ohr ist verkrustet, möglicherweise ist es im Inneren ebenfalls verletzt. Das Auge ist durch die Infektion geschlossen, eitrig verschmiert.
Jedenfalls bekommt der Stachelritter Antibiotikum gespritzt.
Nur ein Hundebiss kann die Ursache für solch eine Verletzung sein.
Ich höre die Hundebesitzer, die fröhlich erzählen, dass ihr Hund keinem Igel etwas zu Leide tut, dass er ihn nur kurz ins Maul nimmt und dann los lässt, so dass der Igel wegrennen kann.
Wut steigt in mir hoch.
Sie wissen nicht, was sie anrichten.
Igel leben direkt am Boden - Wunden infizieren sich zwangsläufig, ohne Hilfe sterben die Igel einen langsamen, qualvollen Tod.
So oft konnte ich meinem kleinen Liebling Alonso helfen - dieses Mal mehren sich Zweifel.
Und als wäre sein Schicksal nicht schon traurig genug; hustet sich Dimitri fast die Lunge aus dem geschwächten Leib....
Armer Alonso!


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