Dienstag, 3. Oktober 2017

Ungewissheit

Eine Kämpferin ist sie, die winzige Luna; sie will leben. Obwohl erst einmal alles dagegen spricht. Das Laufen bereitet ihr Mühe; die Hinterbeine wollen sie nicht tragen.
Sie frisst gut, so gut sie eben kann. Das scheint nicht zu reichen....
Zunächst nimmt sie zu; von 116 auf 126 Gramm, dann 128 Gramm, dann 124, dann 122 Gramm.
Ich füttere sie tagsüber zu; flöße ihr Fencheltei ein, um das Bäuchlein zu beruhigen, denn ich sehe sie krampfen. Das winzige Mondmädchen ist unruhig; quirlt herum, ist nur schwer zu halten.
Bekommt Spezialfutter vom Tierarzt und ein Antibiotikum. Aber es will nicht werden.
Aller paar Stunden erneuere ich die Wärmflasche; Lunas Schlafnest ist kuschelig weich und warm.
Ihre Scheuheit legt sich etwas; sie frisst entspannt weiter, wenn ich mal an der Box vorbei muss.
Retten um jeden Preis kann nicht der einzig begehbare Weg sein; denn schon viel zu oft erwies sich das als großer Fehler. Wir Menschen können uns auf die Schulter klopfen - wieder ein Leben gerettet! Aber wie das gerettete Tier draußen klar kommt oder eben auch nicht, entzieht sich meist unserer Kenntnis. Es heißt, dass 70 Prozent der in Menschenhand überwinterten Igel den nächsten Winter überstehen. Daran halte ich mich fest; aber - ich habe sie gesehen, und, wenn nicht schon alles zu spät war, ihrem unvorstellbarem Leiden ein Ende gesetzt: Diederike, Dimitri, Mimi....
Wird die niedliche Luna jemals draußen klarkommen können, wenn in der entscheidenden Entwicklungsphase ihres jungen Daseins solche Defizite herrschen?
Genau diese Frage bleibt auch bei den vermissten Fünflingen offen....






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