Sonntag, 13. November 2016

Weiber- Wirtschaft

Die Tagestemperaturen schaffen es gerade mal noch auf höchstens zwei, drei Grad Celsius; nachts klart es auf und die Temperaturen fallen auf minus fünf Grad. Nun sollte kein Igel mehr unterwegs sein. Selbst die Kleinen, die noch im "Friss-soviel-wie-du-kannst"-Modus sind, bleiben bei solchem Frost besser in ihrem Nest. Sobald es milder wird, gehen sie wieder auf Nahrungssuche.
So ist der Frost die Trennlinie; denn Igel, die nun herumlaufen, sind zumindest auffällig und es liegt der Verdacht nahe, dass sie erkrankt sind. Vorrangig bei erwachsenen Igeln.
Seit Wochen schon wohnt ein großer Igel in Haus 2, teilt sich das Nest oft mit einem deutlich kleineren Igel. Obwohl beide kaum Platz haben. Jedenfalls ist es immer kuschelig warm darin. Die Hinterlassenschaften sind seit Tagen nicht optimal, allerdings ist das Futter auch eisig kalt, bevor sie es komplett auffressen. Das kann nicht bekömmlich sein. So mische ich Heilerde darunter und hoffe auf Besserung.
Aber es wird schlimmer - ich finde komplett flüssigen Stuhl. Eine Infektion!
Und selbst bei diesem Wetter ist der Igel noch aktiv - was soll werden?
Dieser Igel sitzt bereits auf der Schippe.
Ich muss helfen!
Ich hole die dritte und letzte Box aus dem Keller, bereite alles vor.
Zu meiner Überraschung ist es eine Igelin, ca. drei Jahre alt. Wiegt stolze 1165 Gramm. Gewicht ist aber eben kein zuverlässiger Parameter für Wohlbefinden!
Da die Igelin potentiell die Mutter von Mimi sein kann, wähle ich einen Namen mit "m" - Magda passt prima. ;-)
Nun wohnen die beiden jeweils in ihrer Box hinter meinem Sofa im Wohnzimmer; anders ist es nicht machbar.
Die erste Antibiotika-Spritze haut beide um, kein Lebenszeichen über viele Stunden.
Beide verweigern zunächst das Futter. Das kann spannend werden.
Als Magda zu husten beginnt, fürchte ich direkt, dass sie ersticken könnte. (Das kann bei Igeln passieren.)
Sie muss randvoll mit Lungenwürmern sein, möglicherweise ist die Lunge bereits stark geschädigt.
Das arme Wesen!
So kann sie natürlich nicht in den Winterschlaf finden. Ihr Zustand ist bedenklich. Recht apathisch liegt sie in ihrem Schlafhäuschen, lässt alles mit sich machen, ohne geringste Gegenwehr.
Sie tut mir unendlich leid. Vielleicht, vielleicht ist ihre Zeit abgelaufen.
Leider übertragen die Igelmütter diese Lungenwürmer mit der Muttermilch auf ihre Babies. Man weiß nicht, wie das funktioniert, es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber. Aber es ist nachweislich so.
Da kommt mir der Gedanke, dass der kleine Igel, mit dem Magda das Nest teilte, auch ihr Junges sein könnte; sich außerdem angesteckt haben könnte.
Ihr ahnt schon, was kommen muss....
Neben die beiden Boxen quetsche ich noch einen großen Karton, bereite alles vor, hole das Kleine rein. 642 Gramm, flüssiger Durchfall, schlimmer Husten. Ein Mädchen!!!!!!!
Ich nenne es Mary; so zurückhaltend, aber stets kampfbereit wie Mary Crawley.;-)
Bei allen Sorgen, wie das funktionieren soll, bin ich doch froh, die Kleine während  der eisigen Nächte drin zu haben. 
Jetzt ist meine Wohnung eine Krankenstation - wegen Überfüllung vorübergehend geschlossen.
Es riecht nach Pulmotin und leider auch öfter mal anders.
Es hustet abwechselnd oder parallel, aber jedes mal ganz schrecklich. 
Eine ganz besondere Herausforderung für das Personal, das die Igelpflege längst ad acta gelegt hatte.






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