Mittwoch, 22. Juni 2011

Tapferer Patient !

Die Schönlilie nach dem Regen
Den zweiten Tag in Folge frisst Napoleon nichts. Nicht mal sein Nutrical. Trinkt viel, ist auch auf seinem Reha-Gelände unterwegs. Als ich spätabends nach ihm schaue, steht er am Tor, möchte raus. Macht keinen besorgniserregenden Eindruck, obwohl er nun natürlich spürbar abnimmt. 1172 Gramm aktuell.
Das Zwangsfüttern bringt leider nicht den erhofften Erfolg. Wohl macht Napoleon sein kleines Mäulchen auf und nimmt zunächst, was ich ihm hinein gebe, aber er beginnt heftig zu speicheln. Kann nicht mehr schlucken, die Medizin läuft daneben.
So macht das alles keinen Sinn.
Entsprechend beunruhigt bin ich beim nächsten Tierarztbesuch heute Vormittag.
Der Patient hält still, mit angelegten Stacheln sitzt er auf dem Behandlungstisch, schimpft ein wenig. Ich halte ihn mit beiden Händen, die sich um seinen Bauch schließen. Spüre sein Herz wie wild schlagen. Armes Kerlchen.
Dem Tierarzt gelingt es, ins Mäulchen zu schauen. Einen abgebrochenen Zahn entdeckt er, und reichlich Zahnstein.
Napoleon wird in Narkose gelegt.
15 Uhr kann ich ihn wieder abholen... 
Während der drei Stunden Wartezeit bin ich unruhig wie ein Tiger im Käfig! *lach*
Er hat die OP gut überstanden, ist aus der Narkose aufgewacht und legt sich unruhig in seiner Transportbox von Ecke zu Ecke. Sieben Zähne mussten gezogen werden; sie wurden nur noch vom Zahnstein gehalten, waren locker. Eine Entzündung bahnte sich an... Als Zähne kann ich nicht erkennen, was mir die Schwester zeigt : Sieben kleine, verschrumpelte dunkle Klümpchen, maximal 3 Millimeter groß... Er muss ordentlich Zahnschmerzen gehabt haben....
Antibiotikum ist gespritzt, die Zecken wurden ihm herausgemacht. *freu**freu*
In der Hoffnung, dass er nun Erleichterung verspüren wird, fahre ich ihn flugs nach Hause...
Schnurstracks verschwindet Napoleon in seinem Schlafkarton.
Ich schaue ab und an nach ihm - sehe ihn friedlich daliegen, er blinzelt mich an, ist noch ein wenig benommen. Futter soll er frühenstens heute Abend bekommen. Da gerade eine große Gewitterfront aufzieht, werde ich sicher erst später nochmal hinausgehen... Hoffentlich wird er wenigstens vom Futter naschen...

Das Unwetter verschläft Napoleon.

3 Kommentare:

  1. Das arme Kerlchen. Aber ich habe mal wieder Fragen über Fragen, wieviel Zähne hat so ein Igel eigentlich? Kann er ohne seine Zähnchen in der Freiheit überleben? Oder muß er jetzt ständig mit Brei gefüttert werden?
    Lieben Gruß
    Ursula

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  2. Der Arme! Warum konnte man die Stummelchen im Mund nicht schon sehen? Woher kommt der Zahnstein? Warum faulen die Zähne? Kommt das von der Ohrenentzündung, die sich etwa ausbreitet?

    Ich drücke ganz fest die Daumen!

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  3. Ein erwachsener Igel hat 20 Zähne im Oberkiefer und 16 Zähne im Unterkiefer. Napoleon sollte also den Verlust der Zähne locker wegstecken können. Er wird sicher wieder ganz normal fressen können.

    Freiwillig lässt sich ein Igel nicht ins Mäulchen schauen! Das ist eine schwierige Angelegenheit. Zahnstein haben alle Tiere, mal mehr, mal weniger. Leider folgen dem Zahnstein auch bei allen Tieren Entzündungen, bakterielle Infektionen. Deswegen sollten ja selbst Hunde und Katzen "Zähne putzen" ;-)
    Das wird bei einem Igel nie möglich sein.
    Nun ja, Steinboeckle, Ohr, Kiefer, Nase, das gehört alles zusammen. Wo der Herd der Entzündung liegt, lässt sich sicher nicht nachweisen. Kann auch sein, dass die Entzündung von den Zähnen ausgeht. Mit dem Antibiotikum wird das alles gut ausheilen können.

    Ganz liebe Grüße
    Hedschie

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